Die Frühjahrsheringssaison 2020 bei Euro Baltic
20.04.2020
Später Start und schnelles Ende einer kurzen Frühjahrsheringssaison
Die Frühjahrsheringssaison in diesem Jahr stand unter keinem guten Stern. Im Oktober letzten Jahres hatte der EU-Ministerrat eine Quotenkürzung für den westlichen Ostseehering um 65 Prozent auf 1.738 Tonnen beschlossen. Durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurde die Aufteilung der Quote wie folgt vorgenommen:
- Fischereibetriebe im Haupterwerb mit Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation: 1.577,3 Tonnen
- Fischereibetriebe im Haupterwerb ohne Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation: 36,0 Tonnen
- Fischereibetriebe im nichtorganisierten Nebenerwerb: 12,8 Tonnen
- Rückstellung bei der BLE: 93,6 Tonnen plus 18,3 Tonnen aus der Abwrackregelung Dorsch 2017.
Die Quote für die Fischereibetriebe im Haupterwerb mit Mitgliedschaft in einer Erzeugerorganisation wurde nach dem Prinzip der relativen Stabilität an die Erzeugerorganisationen verteilt.
Die beteiligten Betriebe stehen demzufolge in diesem Jahr fast ausnahmslos kurz vor dem Bankrott, und wie viele sich durch Ausgleichszahlungen für eine zusätzliche Stilllegung retten können, ist derzeit noch ungewiss. Der Coronavirus tut gerade sein Möglichstes, um den Untergang der Küstenfischerei an der Ostsee noch etwas zu beschleunigen.
Die Saison begann in diesem Jahr deutlich später als in den vergangenen Jahren. Im Januar hatten viele Fischer noch auf Dorsch gefischt, und als Anfang Februar die Dorschschonzeit begann, rüsteten einige Betriebe auf die Heringsfischerei um. Aber aufgrund der geringen Quote blieb es eine kurze Saison. Die Schleppnetzfischer stiegen als erste in die Heringsfischerei ein. Am 18. Februar wurde der erste Hering bei Euro Baltic in Mukran angelandet und verarbeitet. Nach nur gut drei Wochen war die Saison auch schon wieder vorbei. An insgesamt 14 Anlandetagen wurden von sieben beteiligten Fahrzeugen 1.001 Tonnen in Mukran gelöscht. Die angelandeten Mengen lagen zwischen 20 Tonnen, an diesem Tag war nur eine Tuckpartie unterwegs gewesen, und 172 Tonnen, die von zwei Tuckpartien gefangen worden waren. Im Durchschnitt waren es 71 Tonnen pro Anlandetag.
Schleppnetzfischerei auf Hering in der Ostsee. (Bild: Claus Ubl)
Die Stellnetzfischerei begann eine gute Woche später als die Schleppnetzfischerei. Hier wurden die ersten Fänge bei Euro Baltic am 27. Februar angeliefert. Nach nur zwei Wochen mit insgesamt 9 Anlandetagen und einer gelieferten Menge von insgesamt 30 Tonnen war hier am 12. März Schluss. Da die Schleppnetzfischerei den Heringsfang eingestellt hatte, musste das Fischverarbeitungswerk die Annahme stoppen. Mit den geringen Mengen aus der Stellnetzfischerei war kein wirtschaftlicher Betrieb des Fischverarbeitungswerkes mehr möglich. Die täglich angelieferten Stellnetzmengen schwankten zwischen 799 kg und 6,2 Tonnen. Durchschnittlich wurden ca. 3,4 Tonnen je Anlandetag gefischt. Beteiligt waren 17 Fischereibetriebe, von denen zwölf auf Rügen ansässig sind und fünf in Freest. Eine Reusenfischerei auf Hering gab es in dieser Frühjahrsheringssaison nicht.
Heringsverarbeitung bei Euro Baltic. (Bild: Uwe Richter)
Die Qualität und der Fettgehalt der Heringe waren, wie bereits in den letzten Jahren, ausgezeichnet. Auch die Sortierungen waren im gesamten Verlauf der kurzen Saison sehr gut. Eine Übersicht über die Anteile der einzelnen Sortierungen sind der Tabelle zu entnehmen.
Tabelle: Anteil der Sortierungen in der Schleppnetzfischerei
Euro Baltic hat für die Saison 2020 die Aufkaufpreise für Stellnetz- und Schleppnetzhering deutlich angehoben. Bei der Schleppnetzfischerei wurden im Durchschnitt Preise von über 39 ct je Kilogramm erzielt. Der Preis für den rogenreifen Stellnetzhering betrug 50 ct je Kilogramm. Bei der Stellnetzfischerei haben die Heringe eine einheitliche Größe, wodurch der Sortieraufwand entfällt. Hinzu kommt die Rogengewinnung, was den höheren Preis für den Stellnetzhering erklärt.
Euro Baltic hat auch in diesem Jahr versucht, die Küstenfischerei mit dem sogenannten Ringtausch zu unterstützen. Insgesamt wurden 204 Tonnen Hering den Erzeugergemeinschaften mit der Verpflichtung der Anlieferung in Mukran zur Verfügung gestellt. Mit Unverständnis musste man jedoch bei Euro Baltic zur Kenntnis nehmen, das die Bereitschaft bei einigen Fischern nicht vorhanden war, diese zusätzliche Quote an das Fischwerk zu liefern.
Nach aktuellen Informationen der BLE sind neben den 1.031 Tonnen, die bei Euro Baltic angelandet worden sind, mittlerweile weitere 411 Tonnen angelandet worden. Von der Jahresquote sind damit mittlerweile 81 Prozent ausgenutzt und die Restquote beträgt 338 Tonnen. Zusätzlich wird noch ein Übertrag aus der nicht genutzten Quote vom letzten Jahr in Höhe von 616 Tonnen erwartet. Damit stehen für die Herbstheringsfischerei noch insgesamt ca. 950 Tonnen zur Verfügung welche dann wohl durch die Schleppnetzfischer in Mukran angelandet werden. Mit Spannung wird nun die Ende Mai erscheinende Empfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung für die Fangmengen im nächsten Jahr erwartet.